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Briefmarkenfreunde Offenburg-Oberkirch e.V. |
| Aktuelle InformationenSÜDWEST AKTUELL jetzt online zur Verfügung
Die Verbandsnachrichten des Landesverbandes Südwestdeutscher Briefmarkensammlervereine e.V. stehen ab sofort online zur Verfügung. Auf der Homepage des Landesverbandes www.briefmarken-suedwest.de können jetzt alle Mitglieder die Verbandszeitung lesen. Es wird damit versucht einmal die hohen Portokosten zu verringern und gleichzeitig auch die Informationen noch aktueller zur Verfügung zu stellen.
Selbstverständlich erhalten die Mitglieder wie bisher die Zeitschrift auch in gedruckter Form an den Tauschtreffs des Vereins. Machen Sie von diesen neuen Möglichkeit regen Gebrauch. Ein kleiner Hinweis in eigener Sache: Wir erhalten immer wieder Anrufe und Mail´s bezüglich vererbter Briefmarken und Sammlungen. In den meisten Fällen haben die "Beschenkten" keine oder wenig Ahnung von dem Nachlass. Wir bieten Ihnen gerne Hilfe. Kommen Sie daher bitte mit Ihrem Nachlass zu einem unserer Tauschtage im Bürgertreff vorbei, dann können wir Ihnen den vermeintlichen Wert einschätzen und Ihnen ev. Hilfe bei der Veräußerung geben . VereinsgeschichteDer Verein: Briefmarken Mitglied im Freunde LV-Südwest Offenburg BDPh Der Verein wurde am 24. Januar 1980 vom damaligen Vorsitzenden Walter Ruder gegründet. Nachdem es bereits früher Briefmarkensammlervereine in Offenburg gab, größere Aktivitäten in der letzten Zeit aber nicht mehr zu erkennen waren, trafen sich am 24.Januar 1980 elf Briefmarkensammler, die einer sofortigen neuen Vereinsgründung und den Anschluss an den BDPh (Bund Deutscher Philatelisten e.V.) und damit auch dem LV Südwest (Landesverband Südwestdeutscher Briefmarkensammler Vereine) zustimmten. Seither gibt es in Offenburg den Verein BFO - Briefmarkenfreunde Offenburg Als bereits am 19.Juli die Jugendgruppe mit dem Gruppenleiter, Mathias Bauer, dem Verein angeschlossen werden konnte, war der erste Vereinshöhepunkt die Werbeausstellung vom 28. März bis 5. April 1981. Danach folgte am 1. Mai 1981 die Busfahrt zur NAPOSTA Stuttgart. Als weitere Attraktion ist der Jugendwettbewerb "Jugend und Briefmarken" vom 4. April 1982 zu nennen. Das erklärte Ziel unseres Vereins besteht darin, in der Öffentlichkeit für die Philatelie zu werben, was auch in der Vereinssatzung verankert ist. Seit Dezember 1982 gab es in Oberkirch die BFO - Sammlergruppe Oberkirch. Auch in Oberkirch gab es in früheren Jahren Briefmarkensammler, allerdings nur als eine lose Zusammenkunft von Gleichgesinnten. Obmann der neuen Gruppe wurde Hans-Jürgen Ziegler aus Oberkirch. Damit konnten für unsere Vereinsmitglieder die Tauschmöglichkeiten erheblich erweitern werden. Die Philatelie gewann immer mehr an Bedeutung und ist längst kein Außenseiter mehr. Gleichzeitig wurde damit unser Verein für auswärtige Sammler attraktiver. Im Jahre 1988 übernahm Hans-Jürgen Ziegler aus Oberkirch die Amtsgeschäfte von Walter Ruder als Vorsitzender. Zweiter Vorsitzender wurde Anton Pytka aus Zunsweier. Der Verein ist unter der Nummer VR 466 im Vereinsregister Offenburg eingetragen. Der Verein wurde in Briefmarkenfreunde Offenburg-Oberkirch e.V. umbenannt. Die Tauschtermine waren am 2. Donnerstag jeden Monats von 18.00 - 20.00 Uhr für die Jugend und ab 20 Uhr für die Senioren im Gasthaus Engel in Offenburg. Am 1. Sonntag jeden Monats von 9.30 - 12.00 Uhr im Gasthof Pflug in Oberkirch. Briefmarken-Großtauschtage im Frühjahr und Herbst in der Oberrheinhalle in Offenburg im Rahmen der beiden Messen. Nachdem es in Offenburg immer wieder Probleme mit den Tauschlokalen gab (Gasthaus Engel, Gasthaus Mundinger, Christliches Jugenddorf, VHS Villa Bauer, Bürgerhäusle am Markt), wurden nur noch in Oberkirch Tauschtreffs (Feuerwehrhaus) am 1. Sonntagmorgen im Monat, angeboten. Nach Umbau des Feuerwehrhauses im Jahre 2009 konnte man mit Hilfe der Stadt Oberkirch ab 1. November 2009 im Oberkircher "Bürgertreff" eine neue Heimstatt finden. Diese Räumlichkeiten liegen zentral in Oberkirchs Stadtmitte, sind ebenerdig erreichbar (daher auch für Behinderte und Senioren gut geeignet). Auf den angrenzenden Parkdeck sind ausreichend Parkmöglichkeiten vorhanden (Sonntags gebührenfrei). Die VorstandschaftDen 1. Vorsitz hat seit dem Jahre 1988 Hans-Jürgen Ziegler aus Oberkirch Der Mitgliedsbeitrag ist gesplittet. Er beträgt für aktive Mitglieder, mit Anschluss an den BDPh (Bund Deutscher Philatelisten), dadurch auch Mitglied im LV-Südwest (Landesverband Südwestdeutscher Briefmarkensammler Vereine), nur 26 € im Jahr. Darin enthalten ist neben der vom BDPh monatlich erscheinenden Zeitschrift Philatelie, die Verbandszeitschrift LV-aktuell (vierteljährlich), sowie auch eine Rechtsschutzversicherung. Für passive Mitglieder oder auch als Zweitmitgliedschaft, ohne Anschluss an den Bund, beträgt er derzeit 15 € jährlich. Bei den monatlichen Tauschtreffs stehen die Briefmarken-Kataloge der ganzen Welt für die Sammler unentgleltlich zur Verfügung. Historische BeiträgeAnlässlich unserer Phliatelistischen Sonderschau "Die Ortenau - unsere Heimat" im Jahre 1985, hat uns Senator E.h.Prof Dr. Franz Burda für unser Sonderheft die Geschichte von den ersten in Offenburg gedruckten Briefmarken geschildert. Offenburg – Heimat der ersten Nachkriegsmarken Die Auswahl der Motive war kein großes Problem. Schon vor dem Krieg hatte ich die SÜRAG gegründet, eine Rundfunkzeitschrift, die Vorgängerin der Bild + Funk. Sie durfte zwar 1947 noch nicht wieder erscheinen, aber wir hatten doch ein recht ordentliches Fotoarchiv. Hilfe bekam ich auch von dem Schweizer Verleger Bruno Grimm. Mit ihm arbeitete ich zusammen, seit ich 1945 den Auftrag bekommen hatte, für die französische Zone alle Schulbücher neu zu drucken. Grimm lieferte die unverdächtigen Druckunterlagen von der Erstklässlerfibel bis zum Chemie-Lehrbuch für die Oberprima. Von den deutschen Schulbüchern aus dem Dritten Reich gab es ja keines ohne Hakenkreuz oder Naziparolen … ___________________________________________________________________________ Badische Heimat, Freiburg im Breisgau, Ausgabe 4/2007, Buchverlag G. Braun, Karlsruhe, 2007, S. 458 bis 462 Elmar Vogt V. K. Jonynas und die Briefmarken oder: Kunst macht das Leben menschlicher Dieser Beitrag über den vielseitigen Graphiker, Künstler, Professor und Briefmarkengestalter V. K. Jonynas erfolgt als Ergänzung des Aufsatzes ”Johann Peter Hebel in der Philatelie - Ich bin bekanntlich in Basel daheim", abgedruckt in: Badische Heimat, Band 3/2004, Seite 340 bis 349. Zu diesem Beitrag betrieb ich keine Archivforschung, sondern stützte mich lediglich auf die Literatur. Dennoch laufe ich nicht Gefahr, Allzubekanntes für die Leserinnen und Leser zu veröffentlichen. Kunst ist, so hat es in der Geschichte der Kunstphilosophie unter anderem Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770 bis 1831) betont, eine geistige Angelegenheit. Kunstwerke sind nicht nur Gegenstände der ahrnehmung und der sinnlichen Auseinandersetzung, sondern auch und in erster Linie des Verstehens. Es nimmt so nicht wunder, dass seit ihren Anfängen sich auch die Philosophie immer wieder mit Fragen der Kunst befasst hat. Mein ganzer Name ist VYTAUTAS KAZYS JONYNAS Kunstsammlern und Kunstliebhabern ist der Name des am 16. März 1907 in Udrija (Südost-Litauen) geborenen späteren Graphikers wohl nicht unbekannt. Er war nicht nur ein abenteuerhungriger Kosmopolit, sondern auch ein vielseitiges schöpferisches Genie. Nach der Ausbildung an der Staatlichen Kunstschule in Kaunas erwarb er im Jahre 1927 erste Erfahrungen, die er ab 1931 in Paris ausbaute, wo er bis 1935 am Conservatoire National des Arts et Metiers studierte und an der Ecole Boulle seine Studien beendete. Kaum hatte er eine erste viel beachtete Ausstellung seiner Werke in der Pariser Galerie Zak hinter sich, folgte er einem Ruf nach Kaunas, wurde dort Lehrer für Graphik und Holzplastik an der Staatlichen Kunsthochschule und später deren Direktor. Im Jahre 1936 erwarb er den Titel eines Konservators und wurde Leiter des Staatlichen Dienstes zum Schutze von Kunstdenkmäiern. Paris ließ ihn aber nicht los: Zur Weltausstellung 1937 stellte er seine Werke dort aus. Sie wurden mit zwei Goldmedaillen ausgezeichnet. Er selbst wurde zum Ritter der Ehrenlegion ernannt. Für seine Illustrationen zu den ”Jahreszeiten" des litauischen Dichters Kristijonas Donelaitis3 (1714 bis 1780) wurde ihm der Litauische Staatspreis 1940 verliehen. Vier Jahre später erlebte Riga eine umfangreiche Ausstellung seiner Werke. Die Kriegswirren brachten den Litauer nach Freiburg im Breisgau, wo er 1946 die ”Akademie der Schönen Künste" gründete und auch deren Leiter wurde. ... ZUM SYMBOL POLITIKFREIER KUNST Im zerbombten Nachkriegsdeutschland wurden seine Werke geradezu zum Symbol politikfreier Kunst, eines Neuanfangs und vielfach in deutschen Städten gezeigt, so zum Beispiel in Tübingen (1947), Baden-Baden, Frankfurt am Main und Konstanz (1948). Auch in Rom und Paris gab es im Jahre 1949 Ausstellungen seiner Werke. Längst hatten namhafte Museen und Kunsthallen begonnen, Kunstwerke von Jonynas zu erwerben, so die Hamburger Kunsthalle und das Goethe-Museum in Weimar. Eine Künstlerbiographie von Aleksis Rannit aus dem Jahre 1947 mit einem Gesamtüberblick seines bisherigen Schaffens machte ihn noch bekannter als er es zu dieser Zeit bereits war. Kunstfreunden sagen seine Illustrationen zu Goethes ”Die Leiden des jungen Werther" oder zu ”Hamlet" viel: die spielerische Freiheit der Feder, die Eleganz moderner Entwürfe und Umsetzungen klassischer Themen kommt an. So blieb es kaum aus, dass man sich im französisch besetzten Teil Deutschlands an V. K. Jonynas erinnerte, als es 1946 an die Planung und Realisierung eigener Zonen-Briefmarken für Baden, Rheinland-Pfalz und Württemberg ging, mit denen die Allgemeine Ausgabe der drei besetzten und letztgenannten Zonen abgelöst werden sollte. Die ersten Briefmarkenausgaben für das Saarland im Jahre 1947 wurden ebenfalls nach Entwürfen von V. K. Jonynas gestaltet und ausgegeben. ... zu den schönsten Postwertzeichen Europa zählen Der Graphiker Jonynas ist mit seinen entworfenen und auch verausgabten Postwertzeichen einer breiten Öffentlichkeit bekannt geworden. Als V. K. Jonynas sich mit dem für ihn neuen Gebiet der Briefmarkenkunst beschäftigt, ist er bereits ein anerkannter Künstler, der weite Gebiete Europas bereist hat. Man hat mit Recht einmal gesagt, Jonynas gehöre zu den Künstlern, die eine Welt nur mit den Augen des Zeichners sehen und erleben. Als großer Bewunderer der französischen Meister der Moderne vermag er unter deren Einfluss und zum Teil auch deren persönliche Einführung seine Kunst zu erweitern und vertiefen. Alles das, was über die allgemeinen Arbeiten von Jonynas gesagt wurde, muss auch über die von ihm entworfenen Briefmarken angeführt werden. Hier sind ihm die verschiedensten Themen gestellt worden: Porträts, Bauwerke, und Landschaftsbilder stellen an ihn mannigfaltige Anforderungen. Zu den insgesamt 136 zur Ausführung gekommenen Briefmarken hat Jonynas 35 verschiedene Entwürfe geliefert. Diese sind nach den Angaben des von Aleksis Rannit bearbeiteten Werkskatalogs im Original in der Höhe von 13,2 cm gehalten. Es scheint für alle Markenausgaben von Jonynas besonders charakteristisch, dass hier ein Künstler nicht nur den Entwurf liefert, sondern dass er darüber hinaus auch die technische Ausführung bis zum letzten Ausdruck leitet und persönlich überwacht. Dies ist vor allem in der Notzeit der ersten deutschen Nachkriegsmarken eine wichtige, keineswegs dankbare und nicht immer leichte Aufgabe. ”Besonders aufschlussreich linde ich die Tatsache, dass es die Franzosen waren, die die erste Hebel-Briefmarke herausbrachten. Der Veranlasser oder wenigstens der Zensor, der die Einwilligung zum Druck geben musste, kann eigentlich nur ein Elsässer gewesen sein, der offensichtlich die integrative Kraft Hebels für die Gegenden am Oberrhein kannte und mit dieser Ehrung des größten alemannischen Dichters wenigstens der französisch besetzten Zone Respekt zu zollen und ihr ein Stück Selbstgefühl zurückzugeben versuchte. Damit hat er geholfen Vorurteile und Vorbehalte abzubauen und eine neue Völkerverständigung über die Grenze einzuleiten. Vor diesem Hintergrund verkündet diese Marke eine politische Aussage, neben der ihre postalische Funktion zur Nebensächlichkeit wird. In der ”Sammler-Lupe", Jahrgang 1954, Heft 17, Seite 281, schreibt Sepp Schüller (Aachen): ”Jonynas hat sich im Laufe weniger Jahre zu einem echten Briefmarkenkünstier entwickelt, der unter den bekannten und bedeutenden Briefmarkenschöpfern der Nachkriegszeit und weit darüber hinaus genannt zu werden verdient. In einer Zeit, als vor allem in Deutschland nach dem Kriege das gesamte Kulturleben wieder neu aufgebaut werden musste, vermittelte er wertvolle Anregungen und nahm mit ihm die Briefmarke einen verheißungsvollen Aufstieg. Man muss bedauern, dass diese Entwicklung nicht fortgeführt wurde". Es ist bemerkenswert, dass dieser begabte Künstler ab 1949 nicht mehr als Entwerfer weiterer Briefmarken in Erscheinung tritt. Vermutlich kam es nicht mehr dazu, weil Jonynas wohl spätestens 1949 Deutschland verließ - und das mit unbekanntem Ziel. Es gibt Hinweise, dass er im Jahre 1949 in Rom und Paris noch einmal mit Ausstellungen an die Öffentlichkeit trat und in die USA auswanderte, wo er im Alter von 90 Jahren verstarb. Aber noch im Jahre 1989 hatte Jonynas erleben dürfen, dass in der litauischen Stadt Druskininkai eine Galerie mit seinem Namen eröffnet wurde, in der auch heute noch seine Entwürfe, Holzplastiken - und eben auch zahlreiche Briefmarkenentwürfe gezeigt werden und somit an seine Person und an sein vielseitiges Werk erinnern. Biefmarken als kleine Kunstwerke Kunstwerke sind Zeichen. Es handelt sich allerdings um Zeichen, die in charakteristischer Weise mit Erfahrungsprozessen verbunden sind. Kunstwerke funktionieren als Zeichen nicht wie Wörter auf einer Gebrauchsanweisung oder Bilder in der Tageszeitung. Das heißt, dass Verstehen bei Kunstwerken etwas anderes bedeuten muss als bei anderen Zeichen. Somit hat auch V. K. Jonynas deutlich gemacht, dass Briefmarken kleine Kunstwerke sind, die neben ihrer postalischen Funktion auch eine Botschaft in Form eines Zeichens vermitteln wollen, eben: Postwertzeichen. Dieser Artikel ist für Interessierte auch als PDF erhältlich
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Vom alemannischen Grenzgau "Mortenau" zum heutigen Ortenaukreis ___________________________________________________________________________ Die Geschichte der Stadt Offenburg
Über die Entwicklung der Stadt Offenburg ist weder eine Gründungsurkunde noch ein Marktprivileg überliefert. In einer Urkunde über das Kloster Alpirsbach im Jahre 1101 taucht der Name Offenburg das erste Mal auf. Die Sage, ein englischer Prinz namens Offo habe um 600 das Kloster Schuttern gegründet und an der Kinzig eine Burg erbaut, ist historisch nicht begründbar. Ein Überblick über die politische und territoriale Entwicklung der Ortenau zwingt zu dem Schluss, dass die Herzöge von Zähringen Offenburg gegründet haben. Als Inhaber der Grafschaft Ortenau und als Gerichtsvogt der Abtei Gengenbach, deren Grundbesitz weit in die Rheinebene hinausragte, baute Herzog Bertold II. am strategisch wichtigen Ausgang des Kinzigtales um 1080 eine Burg und schuf durch die Gründung eines Marktes unter dem Schutz dieser Burg die Voraussetzung für die Entstehung einer Stadt. Als der zähringische Staat 1218 mit dem Tod des kinderlosen Bertold V. zerbrach, kam es um Offenburg zwischen dem staufischen Kaiser Friedrich II. und dem Straßburgischen Bischof zu einem langjährigen Streit. Erst 1236 verzichtete der Bischof auf seine Ansprüche mit Ausnahme des Patronats über die Pfarrei. Um 1240 erhob Friedrich II Offenburg zur Reichsstadt und sein Schultheiß Wölflin von Hagenau versah sie mit dem Mauerschutz. Neben dem Stadtwappen trat der Reichsadler, das Symbol der Reichsunmittelbarkeit. Das umfangreiche Königsgut, das die staufischen Herrscher der Ortenau erworben hatten, wurde im Interregnum zum größten Teil eine Beute der Fürsten. Unsere Heimat zerfiel in ein loses Bündnis von Zwergstaaten. Was Rudolf von Habsburg dem Reich zurückerobern konnte, war die sogenannte Reichslandvogtei Ortenau mit den Gerichten Ortenberg, Appenweier, Griesheim und Achern, sowie die Städte Gengenbach, Offenburg und Zell a.H. Auf diese Gebiete beschränkte sich fortan der staatsrechtliche Bergriff Ortenau. Das Reichsgut war selten im unmittelbaren Besitz des Königs. Meist war es an Fürsten verpfändet. In dem Ringen um die Erhaltung der Reichsfreiheit erkämpfte sich Offenburg die eigene städtische Gerichtsbarkeit. Der Zwölferrat, bestehend aus Vertretern der handeltreibenden Geschlechter, war sein eigener Gerichtsherr. Kein Offenburger Bürger konnte mehr vor ein fürstliches Gericht geladen werden. Neben dem alten Rat der Zwölfer trat bald der junge Rat der Zünfte, dessen Aufgabengebiet die Verwaltung war. In ihm war die Masse der Handwerker, die Schmiede, Bäcker, Metzger, Schneider, Schuhmacher, Gerber, die Rebleute und Fischer vertreten. Sie brachten ein demokratisches Element in die Verfassung. Im späten Mittelalter herrschte in Offenburg ein starkes wirtschaftliches und kulturelles Streben. Der Handel mit den Dörfern in der Umgebung blühte, auf der Kinzig führten die Flößer ihre Hölzer vorbei, in Nord-Süd-Richtung herrschte ein starker Durchgangsverkehr. Die Franziskaner ließen sich in Offenburg nieder, die Bürger der Stadt begründeten das St. Andreas-Hospital; der Neubau der Pfarrkirche Hl. Kreuz entstand. Das Stadtbild erhielt das Aussehen, das Merian in seinem bekannten Stich von 1643 festhielt. In der Zeit der Glaubenskämpfe folgte Offenburg dem Beispiel zahlreicher süddeutscher Städte und trat 1525 zur neuen protestantischen Lehre über, kehrte jedoch kurz danach zum alten Glauben zurück. Nach dem Ratsbeschluss von 1551 erhielt nur noch der das Bürgerrecht, der sich zur „wahren römischen Religion“ bekannte. Eine der schrecklichsten Folgen der Religionskämpfe war der Hexenwahn, der ein trauriges Kapitel in der Geschichte Offenburgs darstellt. Zwischen 1597 und 1628 werden 60 Hexenverbrennungen urkundlich gemeldet. Im 30 jährigen Krieg war Offenburg, Stützpunkt am Eingang des Kinzigtales, hart umkämpft. Es stand drei Jahre unter schwedischer Besetzung, entging nur knapp einer Eroberung durch Bernhard von Weimar und wurde bis zum Ende des Krieges von Oberst Hans Reinhard von Schauenburg erfolgreich verteidigt. Bei ihm diente auch Johann Jacob Christoph von Grimmelshausen, der hiermit am Beginn seines Aufenthaltes in Offenburg und der Ortenau stand. Die endgültige Zerstörung erfolgte im Pfälzischen Erbfolgekrieg. Am 9. September 1689 wurde die Stadt „totaliter ruiniert und in Aschen gelegt“. Der Wiederaufbau, der an die Stelle des zerstörten gotischen Offenburg eine Stadt mit barockem Gepräge setzte, wurde immer wieder durch neue Kriegswirren gestört. Soziale Unruhen kamen auf. Doch die Bürgerschaft einigte sich immer wieder im gemeinsamen Abwehrkampf gegen die Machtbestrebungen der Ortenauer Landvögte. Seit Mitte des 16. Jahrhunderts befand sich das Reichsgut im Besitz Österreichs, das nun ernstlich versuchte, die drei Reichsstädte zu vorderösterreichischen Landstädten herabzudrücken. Zur Erhaltung der Reichsunmittelbarkeit schloss Offenburg 1775 mit Gengenbach und Zell a.H. einen Bund. Die drei Vereinsstädte blieben zusammen, bis sie im Jahre 1802 von der Markgrafschaft Baden in Besitz genommen wurden. Die Offenburger zeigten sich zuerst als treue badische Untertanen, doch bald zeigte sich, dass viele Bürger der verlorenen Reichsunmittelbarkeit nachtrauerten und liberale Anschauungen huldigten. Der 1845 gewählte Bürgermeister Gustav Reé begeisterte sich für den Gedanken der Demokratie. Dies und die geographische Lage in der Mitte des badischen Landes machte Offenburg zum Ausgangspunkt der badischen Revolution. Am 12. September 1847, 19. März 1848 und am 13. Mai 1849 war es der Schauplatz großer politischer Versammlungen, auf denen programmatische Beschlüsse gefasst wurden. Nach dem Scheitern des Maiaufstandes ging über Offenburg eine große Verfolgungswelle hinweg. Darauf folgte das finstere Jahrzehnt der Reaktion. Nach 1871 nahm Offenburg einen ungeahnten Aufschwung. Dieser spiegelte sich in der Bevölkerungszunahme wider. 1803 zählte das Städtchen kam 2400 Einwohner. Nun wuchs es über die lückenlos erhaltene Stadtmauer hinaus. Vor dieser entstanden neue Wohnviertel. Der Bau der badischen Staatseisenbahn und der Schwarzwaldbahn machten Offenburg zum Verkehrsknotenpunkt. In der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts erhielt es eine Gasbeleuchtung. Wasserleitung, Kanalisation und Elektrizitätswerk folgten. Langsam aber stetig wuchs die Bevölkerung. Zwischen 1875 und 1900 machte sie einen gewaltigen Sprung von 6600 auf 13.660. Die Ursache für diese plötzliche Zunahme liegt in der Industrialisierung. Die erste Fabrik, der Spinn- und Weberei, gesellten sich bald Unternehmungen aus Leder-, Tabak- und metallverarbeitender Industrie. Glas und Emailplakatfabriken machten Offenburg zu einem Sitz der deutschen Reklameindustrie. Beim Ausbruch des Zweiten Weltkrieges halt die Stadt schon 19.000 Einwohner. Nach dem Zweiten Weltkrieg, in dem Offenburg vor umfangreichen Zerstörungen bewahrt blieb, d.h. seit 1950, hat die Entwicklung in wirtschaftlicher, räumlicher und soziologischer Hinsicht einen stürmischen Verlauf genommen. Bedeutende Industriezweige ließen sich in Offenburg nieder. Durch sie wurden auch Gewerbe und Handel gefördert. Offenburg ist der Kern eines größeren Wirtschaftsgebietes geworden. Immer mehr Arbeitnehmer aus den umliegenden Landgemeinden verdienen ihr Geld in der Stadt. Diese wiederum brauchte Gelände für Industrieansiedlungen. Im Zuge einer Verwaltungs- und Gemeindereform erfolgte zwischen 1970 und 1975 die Eingliederung von 11 Umlandgemeinden, dadurch vergrößerte sich Offenburg auf eine Fläche von 7800 ha mit heute 50.300 Einwohnern. ___________________________________________________________________ Die Geschichte der Stadt Oberkirch Ausgangspunkt für die Entstehung Oberkirchs war der Nußbacher Hof, den Kaiser Heinrich II. im Jahre 1007 mit allem Zubehör dem Bistum Bamberg verlieh. Spätestens im 11. Jahrhundert entstand von Nußbach aus auf Reichsboden jene Siedlung, die bald nach der dortigen Nußbacher Tochterkirche „Oberkirch“ benannt wurde, da diese Tochterkirche oberhalb der Mutterkirche zu Nußbach erbaut worden war. Die Zähringer förderten in ihrer Funktion als Vögte des Nußbacher Hofes und als Grafen der Ortenau die Entwicklung Oberkirchs nachhaltig. Bereits im Jahre 1225 tauchte Oberkirch in einer Urkunde mit der Bezeichnung „civitas“ auf, die Oberkirch als Bürgergemeinde bzw. Stadt ausweist. Dieselbe Urkunde unterstreicht die in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts gewachsene Bedeutung Oberkirchs auch insofern, als aus ihr hervorgeht, dass Oberkirch 1225 eine selbständige Seelsorge und den Rang einer Pfarrei erhalten hatte. Über die Zähringererben (die Markgrafen von Baden und die Grafen von Fürstenberg) kam Oberkirch im Jahre 1303 durch Kauf in den Besitz der Bischöfe von Straßburg. Bischof Johann I. von Straßburg sorgte dafür, dass Oberkirch im Jahre 1326 durch eine Gunstzuweisung König Friedrichs des Schönen von Habsburg offiziell mit den Stadtrechten bedacht wurde. Außerdem lies dieser Bischof Oberkirch mit einer massiven Stadtmauer umgeben, die unter seinem Nachfolger Teil einer Befestigungsanlage rings um die Stadt werden sollte. Wohl um das Jahr 1400 wurde Oberkirch zum „Hauptstädtchen“ des 1316 geschaffenen bischöflich-straßburgischen Herrschaftsgebietes, das sich über Sasbach-, Acher- und Renchtal erstreckte. Oberkirch beherbergte infolgedessen bis zum Jahre 1803 die obersten bischöflichen Verwaltungsbeamten des genannten Herrschaftsgebietes und wurde zum Mittelpunkt für die Bewohner des Sasbach-, Acher- und Renchtales. Insbesondere profitierte Oberkirch hiervon auf wirtschaftlichem Gebiet; ein vielbeachteter Markt entwickelte sich, das örtliche Gewerbe, das sich erst seit dem 17.Jahrhundert den starren regeln der Zünfte unterwarf, florierte und verschaffte der Mehrzahl der Bürgerschaft einen soliden Wohlstand. Die Hervorhebung Oberkirchs unter den Gemeinden des bischöflich-straßburgischen Herrschaftsgebietes brachte dieser Stadt aber nicht nur Vorteile, sondern auch immer wieder spürbare Nachteile. Einmal opponierten die Adeligen von Schauenburg, deren Burg seit dem 11.Jahrhundert majestätisch über der Stadt thront, im Bunde mit anderen Vertretern des Ortenauer Niederadels mehrfach gegen die Bürgerschaft und die herrschaftlichen Beamten, nicht zuletzt deshalb, weil der Adel seinen Bewegungsspielraum und seine reichsunmittelbare Stellung in Oberkirch gefährdet sah. Zum andern waren es auch Ereignisse der großen Politik, die sich stärker als anderswo zum Nachteil der Stadt auswirkten. Zerstörungen und Leid verursachte ihr beispielsweise der Bauernkrieg des Jahres 1525, denn nicht weniger als 8000 aufrührerische Bauern trieben für kurze Zeit ihr Unwesen in der Stadt. Besonders qualvolle Jahre mussten die Bürger Oberkirchs während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) durchstehen. Nicht nur kaiserliche Truppen, sondern auch Franzosen und Schweden eroberten mehrere Male die Stadt, vernichteten Hab und Gut sowie das Leben vieler Bürger. Am Ende des Krieges hatte sich die Bevölkerungszahl der Stadt, die vor dem Ausbruch des Krieges etwa 750 betrug, um mehr als die Hälfte verringert. Die Greueltaten des Dreißigjährigen Krieges fanden Eingang in das literarische Werk des H.J.Chr. von Grimmelshausen, der in den sechziger Jahren des 17. Jahrhunderts in Oberkirch-Gaisbach sein weltbekanntes Hauptwerk „Der Abentheurliche Simpicissimus“ schrieb. Die größte Katastrophe in der Geschichte Oberkirchs ereignete sich zweifellos in den Kriegen, die der französische König Ludwig XIV. ausgelöst hatte. Zu Beginn des Pfälzischen Erbfolgekrieges drangen die Soldaten diese Königs auch in die Ortenau ein, eroberten Oberkirch und legten am 10.September 1689 sämtliche Häuser dieser Stadt in Schutt und Asche. Die Wirren der Zeit sowie die vielfach aufgetretene Misswirtschaft der Bischöfe von Straßburg führten überdies dazu, dass die Bürger Oberkirchs während der fünfhundertjährigen Herrschaft des Bistums Straßburg über die Stadt öfters ein nichtbischöfliches Stadtregiment auferlegt bekamen, und zwar auf der Grundlage des Pfandversatzes. So war Oberkirch über das ganze 15. Jahrhundert hinweg an verschiedene Herrschaften verpfändet. Von 1592 bis 1664 waren es die Herzöge von Württemberg, die als Pfandherren die Geschicke der Stadt lenkten. Unter ihrer Herrschaft waren die Bürger Oberkirchs jedoch weniger Objekt der Ausbeutung als vielmehr Untertanen, denen man Vorteile mannigfaltiger Art zuteil werden ließ. Herzog Friedrich I. von Württemberg und sein Sohn Johann Friedrich förderten ganz besonders den Weinbau rund um die Stadt Oberkirch und unterstützten bzw. initiierten die Entwicklung der Papier- und Eisenindustrie unmittelbar vor den Toren der Stadt. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang auch, dass die protestantischen Herzöge von Württemberg, die fast ausschließlich katholische Bevölkerung Oberkirchs nicht zur Annahme des evangelischen Bekenntnisses zwangen, sondern dem Kloster Allerheiligen, das die Pfarrherren und die Lehrer in Oberkirch stellte, im Einvernehmen mit dem Bistum Straßburg gewöhnlich freie Hand bei der Betreuung der Gläubigen ließen. Aus der Reihe der Pfandherren ragte schließlich noch Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden, der berühmte „Türkenlouis“, heraus, der von 1689 bis 1697 Einfluss auf Verwaltung und Politik der Stadt nahm. Er gehörte zu den maßgeblichen Befürwortern bezüglich der Einrichtung eines Kapuzinerklosters in Oberkirch, dessen Mönche von 1697 bis 1825 segensreich in dieser Stadt wirkten. Die Vorgänge der französischen Revolution, die auch in Oberkirch Unruhen zur Folge hatte, und der Aufstieg Napoleons führten zum Ende der Herrschaftszeit der Bischöfe von Straßburg über Oberkirch im Jahre 1803. Neue Stadtherren wurden die Großherzöge von Baden, die die Entwicklung Oberkirchs bis 1918 prägten. Auch die Großherzöge gewährten Oberkirch eine Sonderstellung, und zwar dadurch, dass sie in dieser Stadt ein Bezirksamt errichteten, das für sämtliche Ortschaften des Renchtals zuständig war. In der großherzoglich-badischen Zeit nahm die Stadt einen großen Aufschwung. Eine rege Bautätigkeit setzte ein, um Wohnraum für die enorm anwachsende Bevölkerung zu schaffen (1918 wohnten mehr als 4000 Menschen in der Stadt); außergewöhnlich stark entfaltete sich überdies Handel, Gewerbe und Industrie; aus einigen kleinen Handwerksbetrieben wurden Großbetriebe, die heute noch einen überregionalen Ruf genießen (u.a. Koehler, Linck, Ruch); die Landwirtschaft, der sich die Bevölkerung Oberkirchs immer sehr verpflichtet sah, spezialisierte sich allmählich auf Sonderkulturen (z.B: Weinbau); ferner erreichte der Fremdenverkehr seine erste Blütenzeit, und auf politischem Gebiet verankerte sich auf breiter Basis demokratisches Denken. Letzteres war entscheidend dafür, dass Oberkirch während der badischen Revolution von 1848/49 unter der Führung der Rechtsanwälte Werner und Frech „zu den aufgewühltesten Orten des Großherzogtums Baden“ zählte. Mehr als 30 Bürger mussten sich nach dem Scheitern der Revolution vor Gericht verantworten und offiziell auf ihre Forderung nach der Schaffung einer deutschen Republik verzichten. Das demokratische Bewusstsein lebte trotz dieser Enttäuschung weiter und zeigte sich nach der Reichsgründung im Jahre 1871 im Eintreten vieler für die Belange demokratischer Parteien. Die Mehrheit der Bürgerschaft sympathisierte zunächst mit der Nationalliberalen Partei, seit der Jahrhundertwende schließlich mit dem Zentrum, der Partei des politischen Katholizismus, die ihre starke Position bis zur Ausschaltung der Parteien im Dritten Reich behaupten konnte. Eine stetige Aufwärtsentwicklung verzeichnete auch die sozialdemokratische Partei in Oberkirch, die vornehmlich in der Arbeiterschaft Oberkirch Fuß fassen konnte. Beispielsweise erreichte sie bei den Wahlen des Jahres 1912 vierzehn Prozent der Stimmen und verbuchte die als nennenswerten Erfolg. Einen weitern Bestandteil der politischen Gesinnung der Bürgerschaft Oberkirchs bildeten nach 1871 die ausgeprägte Verehrung für „Kaiser und Reich“, die ihren Höhepunkt im Ersten Weltkrieg erreichte. Im Bewusstsein, für eine gerechte Sache zu kämpfen, nahmen die Bürger Oberkirchs während des Krieges „an der Heimatfront“ große Entbehrungen und schweres Leid auf sich. Letzteres wird besonders deutlich, wenn man erwähnt, dass in den vier Kriegsjahren mehr als 200 Angehörige der Pfarrei Oberkirch auf den Schlachtfeldern Europas fielen. In den Revolutionstagen des November 1918 entstanden in Oberkirch sogenannte Arbeiter- und Soldatenräte, die zunächst für Ruhe und Ordnung sorgten und sich nachhaltig für die Bildung einer deutschen Republik einsetzten. Haß und Enttäuschung empfanden die Bürger der Stadt nach bekanntwerden der Bestimmungen des Versailler Friedensvertrages, dessen Erfüllung das Nationalgefühl kränkte und von jedem Bewohner Oberkirchs große Opfer verlangte. Trotz dieses Sachverhaltes und trotz Inflation und Wirtschaftskrise erlahmte jedoch nicht das Bemühen, Aufbauarbeit zu leisten und anfallende Schwierigkeiten so gut wie möglich zu bewältigen. Zu den speziellen Problemen Oberkirchs in den Jahren der „Weimarer Republik“ gehörten die Wohnungsnot, die Arbeitslosigkeit, die Integrierung der zahlreichen Flüchtlinge aus Elsaß-Lothringen, die Finanzmisere der Gemeinde, die zeitweiligen Absatz- und Produktschwierigkeiten der Gewerbebetriebe, die Geldentwertung des Jahre 1923, die Geldknappheit in den Kassen der einzelnen Familien und anderes mehr. Die Sorgen, die das Leben der Bürger Oberkirchs in den Zwanziger Jahren aufbürdete, wurden vielfach deshalb erträglicher, weil man es immer wieder verstand, für Unterhaltung und Ablenkung zu sorgen. Ein reges und vielseitiges Vereinsleben, das Angebot von Filmen und Rundfunksendungen, Darbietungen verschiedener Theaterensembles, sportliche Betätigungen und vor allem die Pflege der traditionellen Oberkircher Fasent gaben dem Dasein eine angenehme Note. Eine großartige Leistung vollbrachten die Bürger der Stadt im Jahre 1926, als sie trotz der beschwerlichen Zeitverhältnisse das 600jährige Jubiläum der Stadtrechtsverleihung an Oberkirch in großem Rahmen feierten. Durch massive Propaganda in Veranstaltungen verschiedenster Art und in der Oberkircher Lokalpresse („Der Renchtäler“) gelang es der NSDAP seit den endenden zwanziger Jahren, in Oberkirch einige Anhänger zu gewinnen, die dann im August 1930 die Ortsgruppe Oberkirch der NSDAP gründeten. Ihnen gehörte nach der Machtübernahme Hitlers im Jahre 1933 die ganze Macht in der Gemeinde. Das politische und kulturelle Leben der Stadt wurde einförmig und spürbar ärmer. Der Bevölkerung blieb nichts anderes übrig, als sich dem Diktat der neuen Machtträger zu beugen, die es glänzend verstanden, Teile der Oberkircher Bevölkerung durch partielle Erfolge (u.a. mittels der Arbeitsbeschaffungsprogramme) für die Sache des Nationalsozialismus zu gewinnen. Unter schwierigsten Bedingungen begann nach dem Zweiten Weltkrieg, der Oberkirch in noch größeres Leid als der Erste Weltkrieg geführt hatte, unter französischer Besatzung die Wiederaufbauarbeit in Oberkirch. Durch sie wurde das Bild der Stadt schließlich entscheidend in positivem Sinne verändert. Große Verdienste erwarben sich dabei der Oberkircher Gemeinderat und Bürgermeister Erwin Braun, der das Amt des Stadtoberhauptes von 1948 bis zu seinem Tode im Jahre 1981 inne hatte. Um die Leistungen zu verdeutlichen, die in der Nachkriegszeit in Oberkirch erbracht wurden, seien abschließend einige Maßnahmen genannt, welche die Bürgerschaft und der Gemeinderat zum Wohl der Stadtgemeinde trafen: 1951 wird die Renchtäler Winzergenossenschaft Oberkirch gegründet, um bessere Absatz- und Vermarktungschancen für den Wein aus Oberkirch und Umgebung zu schaffen. Bereits zwei Jahre später, im Jahre 1953, nimmt die Stadt Oberkirch das neu erbaute Krankenhaus in der Gaisbacher Straße in Betrieb. Ein weiterer Eckpfeiler ist im Jahre 1963 die Gründung der Städt. Wohnungsbaugesellschaft, die heute 348 Mietwohnungen zur Verfügung stellt, und darüber hinaus 50 Eigentumswohnungen verwaltet. Eine der modernsten und auf lange Jahre eine der richtungsweisenden Zentralkläranlagen des Raumes kann die Stadt Oberkirch bereits 1968 in Betrieb nehmen. Damit verbunden ist die Gründung des Abwasserverbandes Oberkirch und Umgebung. Schon 95 % der Oberkircher Haushalte sind durch die Kanalisation an die Kläranlage angeschlossen. Im Rahmen der deutsch-französischen Freundschaft erfolgt die Verschwisterung von Oberkirch mit der Stadt Draveil in Frankreich. Im Rahmen der Gemeindereform werden in den Jahren 1971 bis 1975 neun selbständige Gemeinden aus dem Umland in die Stadt Oberkirch eingegliedert. Für acht Ortschaften vereinbart man eine Ortsverfassung. In der Zeit der Eingliederung, nämlich ins Jahr 1973, fällt die Eröffnung der neuen Stadthalle in Oberkirch (inzwischen Erwin-Braun-Halle). Am 1.1.1975 wird die Stadt Oberkirch im Rahmen der vereinbarten Verwaltungsgemeinschaft mit der Stadt Renchen und der Gemeinde Lautenbach Untere Verwaltungsbehörde. Auch in den folgenden Jahren, von 1975 bis 1982 investiert die Stadt Oberkirch gewaltig. So sollen hier nur der Neubau der Hans-Furler-Schulen, die Fertigstellung der Mehrzweckhalle in Oberkirch-Nußbach, der Ausbau des Reichenbächles, die erhebliche Stadtgartenerweiterung, die Errichtung einer Fernwasserversorgung, sowie der bedeutende Erweiterungsbau für die Realschule genannt werden. Der Beschluss des Gemeinderates zur formellen Festlegung eines Sanierungsgebietes im Stadtkern von Oberkirch im Jahre 1978 darf hier nicht fehlen. Mit beachtlichen Zuschüssen des Landes und der Stadt bereicherten private Bauträger bis heute den Stadtkern durch die Modernisierung erhaltenswerter Bausubstanz und Errichtung von schmucken Neubauten. Heute stellt sich die Stadt Oberkirch als leistungsfähiges Kultur-, Schul- und Einkaufszentrum des Renchtales mit beachtlicher Wirtschaftskraft dar. Die Oberkircher Gastronomie trägt, insbesondere nach den großen Investitionen der letzten Jahre, ihren Anteil zur Attraktivität der Stadt Oberkirch bei. Mit dem Tod von Bürgermeister Erwin Braun ging am 21. Oktober 1981 seine fast 33jährige Amtszeit als Bürgermeister der Stadt Oberkirch zu Ende. Zum neuen Bürgermeister der Stadt Oberkirch wurde der Jurist Willi Stächele gewählt, der am 30.November 1981 sein Amt antrat. Das übte er bis zur Ernennung als Staatssekretär mit Kabinettsrang im Jahre 1998 aus. Weitere Stationen seiner politischen Laufbahn waren dann Landwirtschaftsminister, Finanzminister und schließlich im Jahre 2011, nach dem Grün-Roten Machtwechsel in Stuttgart, Landtagspräsident. Im Jahre 1999 wurde Dipl.-Ing. Matthias Braun zum Bürgermeister der Stadt Oberkirch gewählt. Seit dem 1.Januar 2004 ist Oberkirch Große Kreisstadt. Am 4.12.2022 wurde der in Zelll a.H.geborene und bisherige Bürgermeister von Sasbach, Gregor Bühler, zum neuen Oberbürgermeister der Großen Kreisstadt gewählt. Er trat sein Amt am 1.März 2023, an.
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